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Absage des Ennester Schützenfests 2020

Liebe Ennesterinnen und Ennester,

verehrte Majestäten,

liebe Schützenbrüder,

wie schön, dass wir alle nochmal richtig Karneval gefeiert haben, …

denn das wird wohl bis Weihnachten das letzte große Gemeinschaftsfest gewesen sein, welches wir 2020 alle zusammen gefeiert haben.
Auch wenn dieser Satz aus der Feder eines Schützenhauptmann mehr wie die Worte einer sehr schlechten Büttenrede klingen, so trifft es leider die Realität.

Es wird in diesem Jahr kein Schützenfest in Ennest geben.

Ich denke jedem von uns ist in den vergangenen Wochen klar geworden, dass die Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie keine kurzfristige Ausnahmesituation darstellen, sondern wir noch viel längere Zeit mit drastischen Einschnitten in unser Alltags- und Privatleben rechnen müssen.

Hatten wir im März, zum Beginn der Maßnahmen noch gehofft, dass wir im Sommer wieder unsere gewohnten Schützenfeste im Sauerland feiern können, so wurde es seit der gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Vorsitzenden der Ministerpräsidentenkonferenz Markus Söder immer klarer, dass unser Fest in Gefahr ist.

Seit dem 01. Mai haben wir nun auch die schriftliche Auslegung der Landesregierung zum Begriff „Großveranstaltung“ und dem damit verbundenen Verbot unseres Schützenfestes in diesem Jahr. Die Rechtsverordnung des Landesgesundheitsministeriums „Verordnung zum Schutz vor Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 ,CoronaSchVO“ vom 01.05.2020 regelt dies in §11 sehr eindeutig und explizit mit dem Begriff „Schützenfeste“ und einem Verbot bis mindestens 31.08.2020.

Nun liegt es nicht mehr in unserer Hand den gesellschaftlichen Höhepunkt in unserem jährlichen Dorfkalender frei zu planen.
Die zuständigen Instanzen haben uns die Durchführung unseres Schützenfestes untersagt, zu unser aller Schutz !

Hiermit wird uns allen klar, wie es der Prediger des Päpstlichen Hauses Pater Raniero Cantalamessa am Karfreitag so passend beschrieb, „Es bedurfte […] des kleinsten […] Elements der Natur, eines Virus, um uns daran zu erinnern, wie klein wir selbst sind und […] dass keine Macht und Technologie ausreichend ist, um uns zu retten.“

Vielleicht sollten wir angesichts dessen auch einmal darüber nachdenken, in welcher glücklichen und unbeschwerten Zeit wir leben und in den letzten 72 Jahren alle Schützenfeste sorglos und unbeschwert in Frieden, Freiheit und Gesundheit für alle stattgefunden haben.

In unserer 121jährigen Vereinsgeschichte haben nur meine Amtsvorgänger Johann Schulte in den Jahren 1915-1918 aufgrund des Ersten Weltkrieges und Josef Siepe und Hermann Koch in den Jahren 1940-1947 aufgrund des Zweiten Weltkrieges und der späteren Verbote durch die britische Militärregierung die Schützenfeste in Ennest somit kriegsbedingt ausfallen lassen.

Zudem wurde unter Hauptmann Clemens Kramer im Jahre 1932 aufgrund der Weltwirtschaftskrise das Schützenfest nur an einem Tag und ohne Vogelschießen, nur als Schützenball, durchgeführt.

Ja, auch bei uns wird es in diesem Jahr kein Vogelschießen geben. Haben wir es noch im letzten Jahr so genossen, dass wir gleich dreimal an den schönsten Ort von Ennest – an unsere Vogelrute ziehen durften, so bleibt es in diesem Jahr bedrückend leise auf dem Ritterlöh.

Als Trost bleibt uns jedoch die Gewissheit, dass wir mit Wilhelm und Nadine Kamp ein außerordentlich engagiertes und sympathisches Königspaar haben, welches uns nun auch bis zum Schützenfest im Juli 2021 begleiten wird.

Aber was wäre eigentlich die Alternative gewesen, wenn wir kein offizielles Verbot erhalten hätten und trotzdem bis zum Sommer keinen schützenden Impfstoff haben?

Hätten wir Schützenfest auf Abstand und mit Zutrittsbeschränkungen feiern wollen? Mit Abstandsschildern vor der Theke und Plexiglasscheiben zwischen den Tischen ?

Hätten wir Schützenfest ohne die so genannte Risikogruppen feiern wollen, also ohne unsere Vereins- und Königsjubilare, ohne die vielen ehemaligen Kaiser und Könige mit ihren Frauen ?

Hätten wir den neuen König virtuell hochleben lassen oder ihn mit 1,50 Meter Entfernung herzlich gratuliert und auf die Ferne gedrückt ?
Sicher wäre das alles nicht wirklich möglich gewesen und es wäre nicht UNSER Schützenfest gewesen.

Trotzdem wird uns das alles natürlich im Sommer unglaublich fehlen, alles was unser Schützenfest eben so einmalig macht und auszeichnet.
Aber nicht nur uns wird das Schützenfest fehlen. Von unserem Schützenfest hängen nicht nur unsere wichtigen Einnahmen als Verein ab, sondern auch alle unsere teils langjährigen Partner werden schmerzlich auf unser Fest verzichten müssen.

Besonders schwer fällt es unserer Schaustellerfamilie Nowag. Seit den 1950er Jahren und mittlerweile in der dritten Generation sorgen sie mit ihrem Schaustellerbetrieb für Unterhaltung und Abwechslung für Alt und Jung auf unserem Schützenplatz.

Weiterhin wird es ein hartes Jahr für unsere Festwirtschaft. Viele Aushilfskräfte und Festangestellte sind auf die Einnahmen der Schützenfeste angewiesen. Ob die KellnerInnen und Zapfer im Vordergrund oder die Servicekraft an den Toiletten und den Kellermeister in den Katakomben der Schützenhalle. Sie alle werden in diesem Jahr nicht gebraucht.

Und auch unseren Musikern werden die Einnahmen der gesamten Schützenfestsaison schmerzlich fehlen. Die laufenden Kosten für den Dirigenten, die Instandhaltung von Instrumenten uvm. bleiben weiter bestehen. Nutzen wir also hoffentlich im Frühjahr 2021 wieder die Möglichkeit, die Konzerte unserer befreundeten Musikvereine und Spielmannszüge zu besuchen.

Dies alles sind heftige Einschnitte in unser Vereinsleben.

Mit Wirkung vom 17. März hat unser Landrat auch die Schließung unserer Schützenhalle für jegliche Veranstaltungen verfügt und diese nun verlängert. Der drastischste Eingriff in unser Vereinsleben seit der Beschlagnahme der Halle durch die britischen Besatzungstruppen im Frühjahr 1945 – vor 75 Jahren.

Unser Hallenwart und ich hatten nun die traurige Aufgabe, den Mietern der nächsten Wochen ihre Veranstaltung abzusagen. Darunter waren lange geplante freudige Familienfeiern wie Geburtstage, Hochzeiten, Polterabende und eine Tauffeier.

Wir können uns sicher alle vorstellen, welche Gefühle nun in den betroffenen Familien vorherrschen.

Aber es sind die richtigen Entscheidungen, die sowohl unsere Ordnungsbehörden vor Ort als auch die übergeordneten Instanzen derzeit treffen. Wir als Vorstand und Beirat des Schützenvereins, der Vorstand der Königskompanie sowie der Vorstand der Jungschützenabteilung stehen voll und ganz dahinter.

Es ist zu unser aller Schutz!

Unser Schützenverein hat also schon ganz andere Stürme überstanden. Aber jedes Mal sind wir wieder aufgestanden und haben uns unseren Gemeinschaftssinn nicht nehmen lassen.

Wir Sauerländer sind für unsere Zähheit bekannt. Und dieser winzige Virus weist uns nun weltweit in unsere Schranken und lässt das soziale wie wirtschaftliche Leben stillstehen. Aber auch diese Krise werden wir überstehen und mit neuem Schwung und noch größerer Freude werden wir das nächste Schützenfest wieder alle gemeinsam feiern!

Schon heute darf ich Euch allen versprechen, dass wir auch in diesem Jahr das dritte Wochenende im Juli besonders begehen werden. Natürlich getrennt und unter besonderen Auflagen, aber wir werden uns alle an diesem Wochenende bewusstwerden, was unser Schützenfest ausmacht und wie dankbar wir für die letzten unbeschwerten 72 Jahre sein dürfen.

In welcher Form und mit welchen Maßnahmen wir diese besonderen Tage begehen werden stellen wir zu einem späteren Termin vor, spätestens in unserer Schützenfestbroschüre, die auch in diesem Jahr wieder erscheinen wird.

Zum Schluss sollten wir unsere Vereins-, Kirchen- u. Dorfpatronin, die Heilige Margareta um ihre Fürsprache und ihren Beistand in diesen Zeiten bitten.

Ich wünsche Euch und Euren Familien nun nur das einzig wichtige:

Bleibt gesund !

Euer Hauptmann

Christian Busch